2014 - AMRO Konferenz Beiträge


Mittwoch, 28. Mai 2014
19:00 - 19:40

Vortrag: Valie Djordjevic
Transparency and obfuscation

Die Begriffe Offenheit und Transparenz spielen in der aktuellen Diskussion über das Internet eine zentrale Rolle. Aber was bedeutet offen und transparent, wenn im Netz und im Alltag jede Bewegung und jedes Verhalten aufgezeichnet und ausgewertet wird – von Geheimdiensten und Unternehmen, on- und offline. Auf der anderen Seite ist Transparenz ein positiver Wert: Wiki- und Snowden-Leaks öffnen die Geheimnisse von Regierungen, Open-Source-Software macht den Quellcode von Software transparent, so dass sie verändert und weiterentwickelt werden kann. Können wir diese zwei Seiten der Transparenz miteinander versöhnen? Müssen wir es überhaupt? Ein Spaziergang durch die Netzpolitik, Netzgeschichte und Netzkultur Stand 2014.
Vortrag in englisch.
 

20:00 - 20:40
Vortrag: Konrad Becker
Cultural Intelligence and Control: Tactics-Strategy-Operations,

Cultural Intelligence untersucht die verflochtenen Dynamik des virtuellen und realen, des symbolischen und des materiell erfahrbaren Raumes, die Wechselwirkung von konzeptualisierten Repräsentationen und gelebten Orten.
Von der Druckerpresse, Photographie und Phonographie zu Kinematographie oder digitalen Medien - neue Kulturtechnologien der Aufzeichnung, Darstellung und Vervielfältigung von Information verändern die Form wie Realität
wahrgenommen und strukturiert wird. Informationsdominanz erstreckt sich bis in die psycho-kybernetischen Koordinaten der individuellen Wirklichkeit. Die Wirkungslinien von Stealth-Technologien der Imagination reichen über kurzfristige taktische Interventionen hinaus. Langfristigere Strategien der Veränderung benötigen transversale Praktiken zwischen Theorie und Aktivismus, digitalen Medien und street culture.
 


 
Donnerstag, 29. Mai 2014
19:00 - 21:00
Technologies of Autonomy

The time of ridiculing those who were not taken seriously as “paranoid geeks” seems to have passed at the moment, as the surveillance scandals have reached the mainstream. There is a newly awakened discussion of decentralizing infrastructure and alternative possibilities outside the realm of the large monopolists that determine access to information and tools and cooperate with secret services. Do these new insights actually result in a chance for alternatives, and who really needs them? Why is digital self-defense left up to the users?
Construction Zone

 

Freitag, 30. Mai 2014

15:15 - 17:15
Panel: Das Unsichbare beleuchten
Moderation: Margarita Köhl
Gäste: Marek Tuszynski, Markus Hafner, Lonneke Van Der Velden,
Lizvlx, Doma Smoljo.

In den globalisierten Gesellschaften der Gegenwart lässt sich Macht immer weniger an einzelnen Akteuren oder Instanzen  festmachen, sondern manifestiert sich vielmehr in Beziehungen und Diskursen, welche die Basis von Machtnetzwerken darstellen ((Foucault 1978, 126). Auf Grund der Komplexität dieser Netzwerke, die aus der wechselseitigen Einwirken von globalen Strömen von Menschen, Kapital, Technologien und Ideen wird es auch zunehmend schwieriger, die Auswirkungen von Machtbeziehungen auf die soziale, politische und ökonomische Sphäre offen zu legen. Als Ort der Symbolproduktion und des Austauschs von Bedeutungen, kann Kunst einerseits als zentraler Austragungsort politischer Konflikte (Zembylas 200, 55). Andererseits können künstlerische Strategien als Werkzeug benutzt werden, um verborgene Prozesse, Verbindungen und Machtnetzwerke zu beleuchten und damit Prozesse des sozialen Wandels zu fördern. Ob und wie Hacktivisten und Artivisten die Grenzen zwischen dem Legalen und Illegalen überschreiten müssen und welchem Risiko sie sich dabei aussetzen, damit beschäftigt sich dieses Panel.

 


Samstag, 31.05. 2014

14:00 - 14:40
Open Source Citizenship, Currency and Identity Management for Global Democracy
Vortrag: Georg Zoche

Die Globalisierung wird von einer Handvoll überaus einflussreichen Individuen, transnationalen Konzernen und nationalen Supermächten dominiert.

Daher ist die Globalisierung nur für eine privilegierte Minderheit der Weltbevölkerung von Vorteil und so muss als äußerst unwahrscheinlich gelten, dass globale Probleme wie Weltfrieden, Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit mit den derzeit wirkenden Machtstrukturen gelöst werden könnten.

Wir brauchen also einen Paradigmenwechsel: Eine politische Struktur, in der sich die Bürger der Welt auf demokratisch legitmierte Weise gegen die Interessen von Nationalstaaten und Konzernen durchsetzen können. Diese Struktur fußt auf einem neuen Verständnis von ?Staatsangehörigkeit? und benötigt als ihre wesentliche Elemente eine transnationale Währung sowie ein Verfahren des transnationalen Identitätsmanagements.

Zur Entwicklung dieser Struktur wurden im Jahr 2001 die Vereinten Transnationalen Republiken gegründet.
Vortrag in english

15:00 - 17:00
Offene Bühne - Präsentationen

Abend

19:00-19:40
Disrupting Business: Towards a Critique of Art & Activism
,
Vortrag: Tatiana Bazzichelli
Die zunehmende Kommerzialisierung von Kontexten des Teilens und Netzwerkens verändert die Bedeutung von Kunst und Kommerz. Die Geschäftswelt vereinnahmt fortschreitend hacktivistische und künstlerische Strategien der Störung im Bereich der Sozialen Medien und Informationstechnologie. In der Unternehmenskultur bedeutet Störung nicht nur einen Bruch, sondern auch Innovation und Neugestaltung von Verhaltenstendenzen in Form von Handlungsweisen, welche am Markt nicht erwartet werden. Die Enzyklopädie Wikipedia fungiert als ein Beispiel für eine „neue Marktstörung“, welche durch ein GNU/ Linux Betriebssystem ausgelöst wurde. Linux war zwar ursprünglich weniger leistungsfähig als andere Server Betriebssysteme wie Unix und Windows NT, wurde aber, weil es billiger war und gemeinschaftlich verbessert wurde, 2010 in 2010 auf 87.8% der 500 schnellsten Supercomputer der Welt installiert. Wie von Tatiana Bazzichelli in ihrem neuen Buch „Networked Disruption“ (2013) und in „Disrupting Business“ (herausgegeben gemeinsam mit Geoff Cox, 2013) gezeigt wird, ist es notwendig, die zunehmende Kommerzialisierung der Plattformen des Teilens und Netzwerkens zu untersuchen, um die Unternehmenskultur von innen heraus zu verstehen. Mit welchen Herausforderungen sind  Künstler_innen und Aktivist_innen konfrontiert, wenn sie sich mit kritischen Dimensionen des Netzwerkens befassen? Der Begriff des „disruptiven Unternehmens“ (disruptive business) wird zum Mittel, um die immanenten Praktiken von Hacker_innen, Künstler_innen, Netzwerker_innen und Unternehmer_innen zu beschreiben, die bewusst an künstlerischen, politischen und technologischen Praktiken arbeiten. Störung wird zum Mittel für eine neuer Form der Kritik.

20:30 - 22:30
Panel: Openness and Liberty as Business Disruption

Dieses Panel widmet sich der Bedeutungsverschiebung von „Offenheit“ und
„Freiheit“ im Zusammenhang mit Formen der „Unternehmensstörung“ (business
disruption). Seit einigen Jahren hat die Rhetorik der IT und social networking Branche ein bestimmtes Vokabular der Freiheit und Zusammenarbeit vereinnahmt. Do-It-Yourself, Wissensaustausch, Hackability und ähnliche Konzepte, welche erstmals im Bereich des interventionistischen Undergrounds der Hackerkultur und der vernetzten Kunst auftauchten, sind heute das Kerngeschäft vieler Unternehmen. Viele Hacker_innen und Aktivist_innen zeigten auf, dass die Rhetorik hinter dem Web 2.0 durch sich durch eine zunehmende Aneignung – und oftmalige Disambiguierung – der Hacker und Cyber-Utopien der 1980er bis 90er ausbildete. In diesem Panel reflektieren Hacker und kritische Denker über das Thema der Kooptierung radikaler Werte in Business Modellen. Dabei wird das bestehende Paradoxon der Funktionstüchtigkeit im System gepaart mit dem  gleichzeitigen Versuch der Störung beleuchtet. Sind Offenheit und Freiheit Formen derBetriebsstörung, die flexible Mechanismen Ertrags und der technischen Genealogie des Anarcho-Kapitalismus fördern?