Subsist! FLOSS production and the labour viewpoint

Dieses Panel versucht eine Diskussion über Freie, Libre und Open Source Software vom Standpunkt der Arbeit zu starten. Während einige
Universitäten und Großunternehmen FLOSS unterstützen, werden viele Projekte von Codern außerhalb der traditionellen Instititutionen entwickelt und das, ohne bezahlt zu werden. Der Organisationsmodus der FLOSS-Produktion, wie er im Begriff Yochai Benklers von der "commons based peer production" zusammengefasst ist, hat sich dem Produktionsmodus proprietätrer Software gegenüber als überlegen erwiesen. Was darin jedoch nicht enthalten ist, ist das soziale Verhältnis der Arbeit im gegenwärtigen Akkumulationsregime des Kapitals. Wie Tiziana Terranova schon Ende der 1990er Jahre analysierte, leiht sich die "freie Arbeit" der FLOSS-Szene leicht der Aneignung durch das Kapital. Unternehmen wie Google und Apple gründen ihre Imperien auf FLOSS. Offener Quellcode ist die Innovationsmaschine hinter Web 2.0, einer Industrie, die sich darauf spezialisiert hat, affektive Arbeit in Geld zu verwandeln, während die EntwicklerInnen selbst häufig auf niedrigstem finanziellem Niveau leben. Doch zum Teil haben sich das die FLOSS-Entwickler selbst zuzuschreiben. Ihre anarcho-libertären Ideale führen dazu, dass sie es vermeiden sich politisch zu organisieren, außer wenn es um den "freien Fluss" der Informationen geht. Außerdem schafft der Mythos vom männlichen Hacker, der entschlossen die Grenzen des in Code verkörperten Wissens erweitert ganz bestimmte Mechanismen des Ein- und Ausschlusses. So ist die Teilnahmequote von Frauen in der FLOSS-Produktion wesentlich niedriger als in der Produktion proprietärer Software. Dieses Panel schlägt daher vor, Konzepte, die von linken Feministinnen in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt wurden, anzuwenden, um die Position der "freien Arbeit" der FLOSS-Szene im fortgeschrittenen Informationskapitalismus zu untersuchen.FLOSS-entwicklerInnen erfahren die "Hausfrauisierung" der Arbeit. Der Begriff bedeutet, dass die Arbeit von Frauen als selbstverständlich angenommen wird, deshalb nicht als "Produktion" gilt und daher auch nicht bezahlt wird. Im Zuge der neoliberalen Globalisierung wurden immer mehr männliche Arbeitnehmer ebenfalls der Hausfrauisierung* unterworfen. FLOSS-Entwickler stehen an der Spitze dieser Entwicklung, anscheinend jedoch freiwillig. Wir fragen also, wie können FLOSS-EmtwicklerInnen eine politische Subjektivität entwickeln, die nicht immer schon von vorneherein den Kapitalismus stützt? Welche Formen der Organisation können angewandt werden, um politisches Momentum zu gewinnen und der (Selbst)Ausbeutung ein Ende zu bereiten und faire Bezahlung, bessere Rechte und Arbeitsbedingungen zu erkämpfen?

* Zum Begriff "Hausfrauisierung" siehe: C.v.Werlhof, Maria Mies, Veronika Bennholdt-Thomsen: Frauen , die letzte Kolonie, rororo, Reinbek 1983

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